Umstellung der Kalkulation

von Frank Habiger

Thema

Bei einer Bestandsmigration werden bestehende Versicherungsverträge in ein neues Bestandsverwaltungssystem übertragen. Bei allen Fragestellungen rund um die Migration sind insbesonders die tarifspezifischen Anforderungen zu betrachten. Tarife aus dem Quellsystem können oft nicht ohne Weiteres im Zielsystem berechnet werden. Das Zielsystem hat einen anderen Rechenkern und damit in dem hier betrachteten Fall andere Formeln, die den Tarifen zugrunde liegen. 

Die Vorstudie hat ergeben, dass einige Tarife im Quellsystem eine monatliche Kalkulation der Barwerte beinhalten. Im Zielsystem ist nur eine jährliche Kalkulation vorgesehen. Aus aktuarieller Sicht ist zu beachten, dass der Kunde nicht schlechter gestellt wird und das Kollektiv nicht belastet wird. 

Es bestehen verschiede Möglichkeiten zur Migration der Quelltarife.

  • Die Tarife mit den Formeln des Quellsystems können im Zielsystem nachgebaut werden, verbunden mit hohem Aufwand für die Entwicklung und damit hohe Kosten.
  • Als Alternative ist es möglich, durch die Umstellung der Tarifkalkulation den Quelltarif in einem geeigneten Tarif des Zielsystems abzubilden.
Lösung

Eine Analyse des Mengengerüstes zeigte, dass von dem monatlich kalkulierten Tarif weniger als 5.000 Verträge im Bestand waren und davon nur ein geringer Teil von ca. 100 Verträgen noch beitragspflichtig war. Der Gesamtjahresbeitrag lag dabei unter 50.000 Euro. Der Bestand lief innerhalb der nächsten 20 Jahre aus. Weitere Analysen zeigten, dass für die relevanten Vertragskonstellationen der jährlich kalkulierte Beitrag immer unter dem monatlich kalkulierten Beitrag lag, und zwar maximal 5%. Im Zielsystem wurden den jährlich kalkulierten Beiträgen noch Ratenzuschläge in Höhe von 5% aufgeschlagen, so dass mit einer Beitragsabweichung der Kundenbeitrag konstant gehalten werden musste. 

Zudem konnte gezeigt werden, dass die Kunden durch eine Erhöhung des Deckungskapitals bei jährlich kalkulierten Barwerten nicht schlechter gestellt wurden. Eine Kosten-Nutzenbetrachtung zeigte, dass die Beitragsabweichungen maximal 5% betrugen, dies bedeutete rechnerisch maximal zusätzliche Kosten von 2.500 Euro jährlich, auf die Restvertragslaufzeiten bezogen maximal zusätzliche Kosten von 30.000 Euro. Diese sollten voraussichtlich durch die höheren Einnahmen aus Ratenzuschlägen kompensiert werden. Die Erhöhung der Deckungskapitalien hatte kaum Kosteneffekte, da sich diese im Wesentlichen erst bei vorzeitigem Rückkauf bzw. Beitragsfreistellung realisieren; als Überschussbezugsgrößen entstehen vernachlässigbar geringe Mehrkosten.

 

Nutzen

Durch eine Nachbildung der monatlichen Kalkulation im Zielsystem würden Entwicklungs- und Wartungskosten entstehen, die schnell die 30.000 Euro übersteigen werden. Es ist nun leicht ersichtlich, dass sich durch die Umstellung ein kostengünstigerer Weg ergibt als durch eine Nachbildung. 

Durch die Umstellung der Tarifkalkulation bleibt das neue Bestandsführungssystem schlank. Folgekosten bei Änderungen im Bestandsführungssystem, Testaufwand und weitere Folgekosten werden deutlich reduziert. 

Einsatzbereiche

  • Branche: Versicherung
  • Sparten: Lebensversicherung
  • Thema: Migration

Ergebnisse

  • Kosteneffektive Durchführung der Migration
  • Korrekte und effiziente Bestandsführung
  • Reduzierung der Folgekosten

Projektablauf

  • Analyse Ausgangsituation
  • Vorstudie
  • Projektinitiierung
  • Bestandsmigration
  • Konzeption
  • Umsetzung
  • Test
  • Abnahme
  • Durchführung
  • Projektabschluss

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