Zusammenlegung von zwei Tarifen

von Frank Habiger

Thema

Bei einer Bestandsmigration werden bestehende Versicherungsverträge in ein neues Bestandsverwaltungssystem übertragen. Dabei sind neben vielen anderen Fragestellungen auch die tarifspezifischen Anforderungen zu betrachten. Der Tarif im Quellsystem kann nicht ohne Weiteres im Zielsystem berechnet werden. Das Zielsystem hat einen anderen Rechenkern und damit in dem hier betrachteten Fall andere Formeln, die den Tarifen zugrunde liegen.

Es bestehen verschiedene Möglichkeiten zur Migration der Quelltarife.

  • Der Tarif kann mit den Formeln des Quellsystems im Zielsystem nachgebaut werden. Dies bedeutet meist hohen Aufwand für die Entwicklung und hohe Entwicklungskosten.
  • Der Tarif des Quellsystems kann in einen geeigneten Tarif des Zielsystems übertragen werden. Zwei Tarife im Quellsystem mit unterschiedlichen Rechnungsgrundlagen werden zu einem im Zielsystem verschmolzen.

Dabei ist aus aktuarieller Sicht zu beachten, dass zum einen der Kunde nicht schlechter gestellt wird und zum anderen das Kollektiv nicht belastet wird.

Lösung

Die Vorstudie ergab, dass der Tarif A mit einem Rechnungszins von 3% kalkuliert wurde und die Sterbewahrscheinlichkeiten auf der Tafel von 1960/62M basierten. Tarif B hatte einen Rechnungszins von 3,5% und die Sterbewahrscheinlichkeiten basierten auf der Tafel von 1986MF. Die Sterbewahrscheinlichkeiten sind in der Tafel 1986MF niedriger als in der Tafel 1960/62M. Die kalkulatorischen Kostensätze bei beiden Tarifen unterschieden sich hier nicht.

Die Überlegung war nun die Tarife A und B zu verschmelzen, indem die Rechnungsgrundlagen des Tarifs A in Zukunft für beide Tarife gelten. Das Deckungskapital des Tarifs B wurde durch die Verwendung eines niedrigeren Rechnungszinses sowie durch höhere Sterbewahrscheinlichkeiten jeweils beim Übergang angehoben. Die Überprüfung von den Garantiewerten und der Überschussbeteiligung zeigte, dass der Kunde durch die Tarifverschmelzung nicht schlechter gestellt wurde.

Nutzen

Eine Erhöhung des Deckungskapitals belastet die Bilanz, daher ist eine Analyse der Größenordnung wichtig. Dazu ist eine Abschätzung auf dem Mengengerüst der Verträge mit Tarif B hilfreich. Das angehobene Deckungskapital wird zum Beispiel bei Rückkäufen ergebniswirksam realisiert. Dazu kann eine Abschätzung der zukünftigen Rückkäufe nutzen. Die finanziellen Auswirkungen auf die Überschussbeteiligung können auch geschätzt werden.

Diese Einschätzungen zeigen, dass die finanziellen Auswirkungen der Deckungskapitalerhöhung hier geringer sind als die Nachbildung des Tarifs im Zielsystem. Durch die Verschmelzung ist es somit nicht nötig Tarif B im Zielsystem gesondert abzubilden, wodurch es zu Einsparungen und zu Effizienzgewinnen kommt. Da die finanziellen Auswirkungen der Deckungskapitalerhöhung im Vergleich dazu gering waren, ist mit einem Nutzen insgesamt zu rechnen.

Einsatzbereiche

  • Branche: Versicherung
  • Sparten: Lebensversicherung
  • Thema: Migration

Ergebnisse

  • Einsparungen bei den Projektkosten
  • Verschlankung der Tarife
  • Langfristige Ersparnis bei Folgekosten und Pflege des Bestandsführungssystems
  • Korrekte und effiziente Bestandsführung

Projektablauf

  • Analyse Ausgangsituation
  • Vorstudie
  • Projektinitiierung
  • Bestandsmigration
  • Konzeption
  • Umsetzung
  • Test
  • Abnahme
  • Durchführung
  • Projektabschluss

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